Das romanische Kloster und seine tausendjährige Geschichte

Das Kloster Saint Martin du Canigou feierte 2009 sein tausendjähriges Bestehen. Seit seiner Gründung durch eine berühmte katalanische Familie hat es glanzvolle und dunkle Zeiten erlebt. Mit dem Mut und der Ausdauer vieler Menschen wurde es im 20. Jahrhundert aus den Ruinen wieder aufgerichtet. Heute dient es wieder seiner ursprünglichen Berufung - dem Lobpreis der Herrlichkeit Gottes.

Die Benediktinerabtei

Wilfried II., Graf von Conflent und Cerdagne und Urenkel des Gründers von Katalonien, gab den Auftrag zum Bau des Klosters. Er wurde dabei von seinem jüngeren Bruder Oliba, Benediktiner und seit 1008 Abt der Abtei Saint Michel de Cuixà, unterstützt.

Im November 1009 wurde die Kirchweihe gefeiert. Die Benediktinermönche lebten hier acht Jahrhunderte lang. Sie führten ein gottgeweihtes Leben im Gebet; der Mahnung ihres Vaters Benedikt folgend, trachteten sie danach, „dem Lobpreis Gottes nichts vorzuziehen". 1779 berichtete einer von ihnen in einem Brief, dass sie nur noch fünf betagte Mönche seien und ums Überleben kämpften. Sie ersuchten also um die Erlaubnis, das Kloster zu verlassen und zogen schließlich 1783 aus.

Die Abtei stand von nun an leer, wurde während der Revolution konfisziert und später als Privatbesitz an einen Bewohner der Gegend verkauft. Kapitelle und Säulen verschwanden, und die Steine wurden teilweise anderswo wieder verwendet. Binnen weniger Jahrzehnte verfiel das Gebäude zu einer Ruine.

Eine Restaurierung mit Begeisterung

Jules de Carsalade du Pont, Bischof von Perpignan-Elne, ließ sich von der Renaissancebewegung der katalanischen Kultur und Sprache am Ende des 19. Jahrhunderts mitreißen, kaufte die Ruine 1902 und begann eine gigantische Restaurierung. Es ging ihm nicht nur um das Aufrichten der Mauern, sondern auch um die Erneuerung der ursprünglichen Berufung von Saint Martin du Canigou. Denn die Gründer „hatten die Söhne des hl. Benedikt für immer auf diesen berühmten Berg, der sozusagen das Herz Kataloniens ist, gerufen. Sie wollten, dass das Gebet von hier aus Tag und Nacht zum Himmel aufsteigt“ (Jules de Carsalade du Pont). Als der sogenannte „Bischof der Katalanen“ im Dezember 1932 starb, hinterließ er ein schon zum Großteil restauriertes Kloster. Dreißig Jahre lang hatten sich unzählige Gönner und Helfer für dieses faszinierende Abenteuer verausgabt!

Ab 1952 begeisterte sich der Benediktinerpater Bernard de Chabannes für dieses Werk und wurde von seinem Kloster freigestellt, sodass er fast 40 Jahre lang an diesem Ort leben konnte. Er behielt die geistliche Ausrichtung seines Vorgängers bei und leitete nicht nur die Bauarbeiten, sondern gab seinen zahlreichen freiwilligen Helfern auch seine Liebe zu Gott und zum Gebet mit brennendem Eifer weiter.

Eine lebendige Abtei

Als P. von Chabannes wegen seines hohen Alters seine Aktivitäten im Kloster nicht mehr fortführen konnte, suchte der Bischof Jean Chabbert von Perpignan, nach einer Gemeinschaft, die diesem Ort weiterhin Leben verleihen könnte. 1988 berief er die Gemeinschaft der Seligpreisungen in die Abtei mit dem Auftrag, das Gebetsleben weiterzuführen und Touristen sowie Einkehr suchende Gäste zu empfangen.

Die Mitglieder der Gemeinschaft der Seligpreisungen bringen die geistliche Berufung dieses Ortes wieder zum Leben, indem sie dem Gebet - Lobpreis, Anbetung und Fürbitte - einen wichtigen Platz einräumen. Die Eucharistie und das Stundengebet der Kirche prägen unseren Tagesablauf. Vor dem ausgesetzten Allerheiligsten verbringen wir abwechselnd eine Stunde stillen Gebets. Beim Besuch der Abteikirche trifft also jeder Tourist auf Christus in der Eucharistie!

Die Touristen sind zahlreich: Mehrere zehntausend Personen steigen jährlich den steilen Weg zum Kloster hoch. Durch die Führungen entdecken die Besucher aus aller Welt die Schönheit dieses Orts. Nicht selten kommt es vor, dass der Kirche und dem Glauben fernstehende Personen vom Frieden berührt werden, den diese von jahrhundertelangem Gebet geprägte Abtei ausströmt.
Viele unserer Besucher und viele suchende Menschen kommen zum Auftanken einige Tage in die Abtei und nehmen am Gebet und am Leben der Gemeinschaft teil. Ein Tipp für Liebhaber!